Die Planung der Pensionierung für selbstständig Erwerbende gleicht einer komplexen Gleichung mit zahlreichen Unbekannten. Während Angestellte sich auf relativ vorhersehbare Pensionseinkünfte verlassen können, stehen Selbstständige vor der Herausforderung, eine Vielzahl von schwer kalkulierbaren Faktoren zu berücksichtigen. Von der Berechnung gesetzlicher Renten und Pensionskassenguthaben bis hin zur Einschätzung des Unternehmenserlöses – die Unsicherheit ist groß. Wie hoch wird der Erlös beim Verkauf des Unternehmens sein? Besteht die Möglichkeit, nur einen Teil zu verkaufen oder einen Geschäftsführer einzustellen, um als Eigentümer weiterhin von den Erträgen zu profitieren, während man gleichzeitig Verantwortung und Risiko trägt?
Der erste Schritt auf dem Weg zur Pensionierungsplanung ist die Suche nach einem neuen Lebenssinn. Für viele Unternehmer:innen ist ihr Unternehmen der Mittelpunkt ihres Daseins. Doch die Vorstellung, die neu gewonnene Freiheit mit Weltumsegelungen, ausgedehnten Wohnmobilreisen oder langen Fahrradtouren zu füllen, verliert schnell ihren Reiz und erscheint nicht als dauerhaft erfüllende Lebensaufgabe. Oftmals gleichen die Aufgaben und Herausforderungen im Ruhestand denen der aktiven Berufszeit, da Unternehmer:innen bereits während ihrer Arbeitsjahre die Freiheit genießen, ihren Interessen nachzugehen. Warum also mit der Verwirklichung persönlicher Träume bis zur Pensionierung warten? Ein häufig beobachtetes Phänomen ist, dass pensionierte Unternehmensleiter:innen Schwierigkeiten haben, die Zügel aus der Hand zu geben und sich zurückzuhalten, wenn sie ihre Nachfolger:innen aus ihrer Sicht Fehler machen sehen.
Zudem birgt ein Unternehmerleben angenehme Nebeneffekte wie hohes Prestige und gesellschaftliche Anerkennung, die plötzlich mit dem Eintritt in den Ruhestand verloren gehen können. Dies verdeutlicht Daniel Goeudevert eindrucksvoll in seinem Buch „Wie ein Vogel im Aquarium“, als er beschreibt, wie sich die Türen, die ihm als Chef von Ford Deutschland offenstanden, plötzlich bis zum Bundeskanzler schlossen. Der Verlust solcher Privilegien ist für viele undenkbar, bis er tatsächlich eintritt.
Daher sollte die Pensionierungsplanung mit der Identifikation einer sinnstiftenden Beschäftigung beginnen, die in der Lage ist, das arbeitsreiche Leben vollständig zu ersetzen. Es gibt Unternehmer:innen, die im Ruhestand erfolgreich neue Startups gründen und darin ihre Erfüllung finden.
Nicht zu vernachlässigen ist auch die finanzielle Sicherheit im Ruhestand. Es stellt sich die Frage, ob das Ersparte und die Beiträge aus der Pensionskasse für einen angenehmen Lebensabend ausreichen oder ob die Altersvorsorge zugunsten des Geschäftserfolgs vernachlässigt wurde, in der Hoffnung, dass der Verkauf der Firma eines Tages genug für den Ruhestand einbringen würde. Eine wichtige Überlegung ist zudem, wie das Vermögen aufgeteilt ist – liegt der größte Teil in der Firma und in Immobilien? Wurde in die Pensionskasse und in die private Vorsorge (2. und 3. Säule) investiert?