Meine Firma – Verkauf oder Liquidation?

Viele Unternehmer schwanken zwischen dem Verkaufen und dem Liquidieren Ihrer Firma und fragen sich, welches die Vor- und Nachteile sind. Der folgende Beitrag soll einen tieferen Einblick in die Thematik geben.

Unterschied Liquidation und Firmenverkauf

Viele Unternehmer haben Herzblut in ihr Unternehmen gesteckt, jedoch erhielten sie auf dem Markt für einen potenziellen Verkauf ihrer Firma schlechte Angebote, welche aus ihrer Sicht unter dem eigentlichen Firmenwert liegen. Das macht die Liquidation an sich attraktiv, denn man bekommt den ganzen Erlös der Firma relativ schnell gutgeschrieben und man muss sich nicht um eine allfällige Nachfolgeregelung kümmern. Der Liquidationswert liegt in den meisten Fällen im untersten Bereich des Firmenwerts. Faktoren wie Gewinn und Kundenstamm etc. beeinflussen den Liquidationswert nicht.
Beim Firmenverkauf hingegen wird nicht nur der Substanzwert betrachtet, sondern viele weitere Faktoren wie der Umsatz und die Gewinne. Jene Faktoren könne den Verkaufspreis in erheblichem Masse beeinflussen. Einige dieser Faktoren sind sehr nachgefragt. Das führt dazu, dass der Firmenwert im Vergleich zur Liquidation viel höher ausfällt. Gerade für junge Firmen sind immaterielle Werte wie der Markenname bzw. die Bekanntheit, ein etablierter Kundenstamm, das Know-How und gut ausgebildete Mitarbeiter anzustrebende Punkte, die eben einem jungen Unternehmen noch fehlen und sich nicht über kurze Zeit aufbauen lassen.
Um sich ein ungefähres Bild zu machen, wo ihr Unternehmen in etwa steht, empfehlen wir die Benutzung unseres eigenen Online Firmenwertrechners.

Den Liquidationswert richtig berechnen

Bei der Liquidation einer Firma erhält man grundsätzlich den Wert der Aktiven, abzüglich des Betrags den man noch anderen schuldet (Kreditoren Lohnkosten).
Zur Berechnung werden die Beträge aus der Kasse, Bank und Debitoren zusammengezählt. Das sind Bilanzposten die in den meisten Fällen schnell und vollumfänglich liquidiert werden können.
Beim Warenlager oder dem Anlagevermögen muss man jedoch damit rechnen, dass vieles nur noch zu tieferen Preisen verkauft werden kann. Bei den Sachanlagen wie dem Lager, soll mit einem Wert von 50 bis ca. 80% des ursprünglichen gerechnet werden.
Bei den Fahrzeugen soll gemäss Eurotax ca. 10% Prozent abgezogen werden. Am Wenigsten erhält man für die gesamte Einrichtung, also für Maschinen, Gestelle und das ganze Mobiliar. Hier wird mit ca. 80 bis 90% Wertverlust kalkuliert.
Weitere Kostenpunkte die berücksichtigt werden müssen, sind Aufwände für den Prozess der eigentlichen Liquidation. Hinzu kommen Verträge, bei denen Kündigungsfristen einzuhalten sind.

Man sollte jedoch beachten, dass beim Transfer des Geschäftsvermögens in das private noch latente Steuern zu zahlen sind.
Solche Steuern können bis zu 40% des Liquidationserlöses ausmachen. Wohingegen man beim Firmenverkauf keine Steuern zahlt und so keine bösen Überraschungen mehr hat. Im nächsten Abschnitt soll auf diesen Punkt genauer hingewiesen werden und anhand eines simplen Beispiels genauer erklärt werden.

Plötzlich kommt für ein KMU die Rechnung über eine halbe Million

Anhand eines Beispiels aus dem Geschäftsleben soll geschildert werden, was geschehen kann, wenn die Firma liquidiert wird und der Liquidationserlös in das Privatvermögen überführt wird.

Der Einzelhändler Hugo Imhof konnte erfolgreich den genauen Liquidationswert seines Unternehmens bestimmen und errechnet einen Betrag von 1.3 Mio. Franken. Leider findet er zu diesem Preis keinen Käufer, jedoch bietet ihm jemand eine Million für die Firma.
Hugo Meier entscheidet sich stattdessen, die Firma zu liquidieren und den Liquidationserlös von 1,3 Mio. in sein Privatvermögen zu überführen. Dabei hat er leider vergessen, dass man laut dem schweizerischen Steuergesetz noch auf den Betrag Steuergelder bezahlen muss.
Im Gesetz wird zwischen Privat- und Geschäftssteuern unterschieden und der Transfer ins Privatvermögen ist steuerpflichtig. Bei der Zuführung von einer solchen Summe in sein eigenes Vermögen fallen dabei noch etliche Franken an Steuern und Soziallasten (AHV, ALV, etc.) an. In diesem Beispiel waren das für Herrn Imhof ungefähr eine halbe Million die er noch bezahlen musste. Also hat er abzüglich dieser Beträge nur noch 0,8 Millionen erhalten.
Hätte er aber seine Firma zu einer Million verkauft, dann wären jetzt 200‘000 Franken mehr auf seinem Konto und zudem hätte er erheblich viel Arbeit mit liquidieren, aufräumen, entsorgen und Abwicklungsaufwand gespart.
Festzuhalten bleibt, dass man in jedem Fall genau abwägen sollte, ob sich die Liquidation lohnt. In diesem Fall wäre es nun besser gewesen die Firma zu verkaufen, auch wenn der Liquidationswert ursprünglich höher als der Verkaufspreis war.

Hans Jürg Domenig, Vorstand Schweizer Dachverband für Nachfolge (Schweizer Dachverband für Unternehmensnachfolge | chDU.ch), begleitet Firmen bis zum erfolgreichen Verkauf und beantwortet kostenlos Fragen zum Thema Unternehmenswertsteigerung telefonisch oder per E-Mail  info@firmen-nachfolge-verkauf.ch.